Andreas Gryphius: Leo Arminius
Vorrede |
1. bin ich geflissen dir die vergaenglichkeit menschlicher sachen in gegenwertigen / vnd etlich folgenden Trawerspielen vorzustellen. (4) 2. Die alten gleichwohl haben diese art zu schreiben nicht so gar geringe gehalten / sondern alß ein bequemes mittel menschliche Gemuetter von allerhand vnartigen vnd schaedlichen Neigungen zu saeubern / geruehmet (4) 3. wie unser Leo ein griechischer Keyser / also auch viel seinem Leser auffweisen wird / was bey jetzt regierenden Fuersten / theils nicht gelobet / theils nicht gestattet wird. (4)
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Inhalt |
Ø Leo Armenius lässt Verschwörer Balbus festnehmen und wird von den Verschwörern ermordet Ø Zeit: Mittag vor dem heiligen Christtage bis vor Aufgang der Sonne Ø Ort: Konstantinopel, v.a. Kaiserliche Burg
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Personen |
… |
Die erste Abhandelung |
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Erster Eingang |
Michael, Chef der Armee, schwört seine Verbündeten gegen Kaiser Leo Armenius, der ein grausamer Tyrann sei, auf einen Anschlag ein, bei dem Leo Armenius sterben soll.
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Ander Eingang |
Leo Armenius weiß von dem Anschlag, folgt seinen Beratern Nicander und Exabolius und entschließt sich, Michael gefangen nehmen zu lassen.
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Dritter Eingang |
Nicander will Michael töten, Exabolius aber befiehlt nur die Gefangennahme Michaels.
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Vierter Eingang |
Exabolius redet geschickt auf Michael ein, den Anschlag zu lassen, aber Michael ist wild entschlossen, ihn auszuführen und gesteht damit seine Mordabsichten, ohne es zu wollen.
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Fünfter Eingang |
Nicander, Exabolius und die Trabanten nehmen Michael gefangen, Michael fühlt sich von Exabolius verraten.
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Reyen der Hoefflinge |
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Satz |
die gute Allmacht der Sprache
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Gegensatz |
die böse Allmacht der Sprache
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Zusatz |
Die Sprache bringt Gutes und Schlechtes, aber beides allmächtig unter die Menschen – verehre und fürchte sie deshalb.
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Andere Abhandlung |
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Erster Eingang |
Leo Armenius und die Richter verhören und beschuldigen Michael, der sich um Kopf und Kragen redet und diesen guten Rhetorikern in die Fänge geht.
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Zweiter Eingang |
Leo Armenius und die Richter beraten – einesteils wiegen sie Michaels Verdienste, andernteils seine Schuld als Hochverräter – und sie verurteilen ihn zum Tod auf dem Scheiterhaufen, wie es Recht und Reich verlangen würden, und zwar sofort und in der Burg des Kaisers.
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Dritter Eingang |
Michael wird das Urteil verkündet, er bricht zusammen und bittet, seiner Familie schreiben zu dürfen – die Richter verbieten es, Leo Armenius aber gewährt es ihm. Michael kommt in der Kerker.
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Vierter Eingang |
Leo Armeniuss Monolog: Er schilt die Dummheit von Michael, sich um Kopf und Kragen geredet zu haben, und lobt die bestehenden Verhältnisse.
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Fünfter Eingang |
Theodosia, Leo Armeniuss Gemahlin, bittet für Michael, Leo Armenius bleibt hart; Theodosias Argumente sind gut: das Weihnachtsfest nicht zu beflecken; der Traum von Leo Armeniuss Mutter und die Verdienste Michaels
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Sechster Eingang |
Michael klagt über seine Pein und seine Gedanken gegenüber Leo Armenius, Theodosia und den Trabenten; er bittet um Tötung durch das Schwert und flucht der Untreue der Freunde. Am Ende der Szene begnadigt ihn Leo Armenius überraschend auf Zeit, da das Fest begonnen hat und läßt ihn in Kette und Kerker legen.
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Reyen der Höfflinge |
Alles, wirklich alles ist vergänglich, nichts besteht vor der Zeit.
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Dritte Abhandlung |
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Erster Eingang |
Leo Armenius ahnt Böses und klagt sein Schicksal an, ein Chor singt ihm über das Schicksal, dem niemand entrinnt.
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Zweiter Eingang |
Leo Armenius hat einen bösen Traum, in der ihm sein tödliches Schicksal vorausgesagt wird; Michael erscheint ihm darin als Geist, Leo Armenius hat deswegen wahnsinnige Angst und will Kerker und Burg bestens bewehrt sehen.
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Dritter Eingang |
Leo Armeniuss Monolog: Angst und Schrecken in ihm ob der ungeheuren Zukunft, die ihm den Tod bringen soll.
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Vierter Eingang |
Leo Armenius trifft auf Exabolius und Nicander, er klagt ihnen seine Angst und die Zeichen (Michael in „fürstlich“ ausgestatteten Kerker in Purpurkleid, Traum), sie halten erst dagegen, wollen sich dann aber selbst überzeugen.
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Fünfter Eingang |
Im Kerker: Papias und ein Wächter berichten dem erwachten Michael den Besuch des Leo Armenius, worauf allgemeine Klagen über das gefürchtete Ende einsetzen, doch Michael entschließt sich, durch Theoctist (ein Priester) eine Nachricht an die Mitverschwörer zu senden.
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Reyen der HoffeJunckern |
Satz (Zeichen – des Schicksals oder der Phantasie), Gegensatz (Zeichen – eher der Phantasie?) und Zusatz (Zeichen des Schicksals, das unentrinnbar ist!)
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Vierte Abhandlung |
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Erster Eingang |
Zwei Verschworene stehen zwischen Zweifel und Furcht, wollen aber schließlich doch zu des Mitverschwörers Crambus Haus gehen, bleiben aber vor Jamblichus Haus stehen.
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Zweiter Eingang |
Jamblichus, ein Zauberer, öffnet den Verschwörern und beginnt eine schwarze Messe; der erscheinende Geist orakelt Erfolg des Anschlags, aber auch den Tod für die Verschwörer – welches Jamblichus den Verschwörern aber verschweigt.
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Dritter Eingang |
Crambus und die anderen Verschwörer streiten sich, ob List oder Kampf zum Erfolg führen soll; sie haben Angst; Theoctist wir gemeldet, was noch mehr Angst und Schrecken verbreitet, denn sie vermuten Kaiserliche.
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Vierter Eingang |
Crambus und die Verschwörer lesen Michaels Nachricht, sofort die Burg „stürmen“ zu sollen, und sie beschließen, als Priester einzudringen und Leo Armenius in der Kirche umzubringen.
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Reyen der Priester und Jungfrauen |
1. Satz: Freudenreiche (Weih)nacht! (Jungfrauen) 1. Gegensatz: Schwarze Mitternacht! (Priester) 1. Zusatz: Gott winselt! (J+P) 2. Satz: Mensch ist Vieh! (P) 2. Gegensatz: Herr ist Knecht! (J) 2. Zusatz: Dem Herren ist zu dienen! (J+P)
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Fünfte Abhandlung |
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Erster Eingang |
Theodosia wacht aus bösen, ahnungsvollen Träumen auf und erfährt vom Überfall auf den Kaiser von einem dem Anschlag entkommenen Priester; ein Bote berichtet vom Ende des Leo Armenius, sie streitet mit dem Obersten Priester über das Böse in Gott, denn Leo Armenius wurde am Altar ermordet, seine Hand, die das Kreuz schützend vor sich hielt, wurde abgeschlagen – von den verkleideten Priestern. (eine lange Szene!)
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Zweiter Eingang |
Die Mörder kommen vor Theodosia, welche diese heftig anklagt, aber den für sich geforderten Tod nicht bekommt; sie streiten über Recht und Unrecht des Fürstenmordes.
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Dritter Eingang |
Das Streitgespräch setzt sich zwischen Theodosia und Michael fort; einer versucht dem Anderen sein Unrecht mit rhetorischen Waffen aufzudrängen, doch Michael siegt und Theodosia wird verrückt– Michael hat auch sie besiegt! Und hat er „Recht“? Diese Frage bleibt offen: wer moralisch gut gehandelt hat.
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